Weiterbildung Wundmanager: In der Pflege und Behindertenhilfe gefragt

27. September 2024

Wundmanagement spielt eine zentrale Rolle in der Pflege von Menschen mit chronischen oder akuten Wunden. Dabei ist der Bedarf an spezialisierten Fachkräften, die Wunden professionell versorgen können, nicht nur in der (Alten-)Pflege hoch. Auch Menschen mit Behinderung sind durch eingeschränkte Mobilität oder andere gesundheitliche Einschränkungen oft anfälliger für Wundheilungsstörungen. Die Weiterbildung zum Wundmanager bietet Fachkräften die Möglichkeit, sich auf die komplexe Wundversorgung zu spezialisieren und so die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung entscheidend zu verbessern.

Was ist Wundmanagement?

Wunden können akut oder chronisch sein. In jedem Fall sind Betroffene in ihrer Lebensqualität zumeist stark eingeschränkt. Denn Wunden verursachen nicht selten Schmerzen. Außerdem sind gerade sichtbare Wunden für viele betroffene Personen mit einem Schamgefühl verbunden. Speziell chronische Wunden stellen eine große körperliche und auch psychische Belastung dar. Sie können gar bis hin zum Rückzug aus dem sozialen Umfeld und damit zur Isolation führen. Umso wichtiger ist es, dass Wunden richtig behandelt werden. Hier kommt das professionelle Wundmanagement zum Einsatz. Es umfasst die fachgerechte Versorgung und Behandlung von akuten und chronischen Wunden mit dem Ziel, den Heilungsprozess zu fördern, Schmerzen zu lindern und Infektionen zu verhindern. Die Behandlung beinhaltet je nach individuellem Fall z. B. Wundauflagen, Schmerztherapie, Narbentherapie, Hautpflege sowie präventive Maßnahmen. Durch kompetentes Wundmanagement können Wunden schneller und effektiver heilen, was für Betroffene einen großen Unterschied im Alltag bedeutet.

Wundmanagement in der Behindertenhilfe

In der Behindertenhilfe ist Wundmanagement besonders wichtig, da viele Menschen mit Behinderung ein erhöhtes Risiko für Wundheilungsstörungen haben. Ein körperliches Handicap schränkt die Mobilität ein und kann das Risiko für Druckgeschwüre (Dekubitus) oder schlecht heilende Wunden erhöhen. Wer an Sinneseinschränkungen leidet, spürt oft nicht, wann eine Sitzposition unangenehmen Druck verursacht. Die entstehenden Druck- und Scherkräfte auf die Haut können dadurch zu groß werden und zu Komplikationen, wie einer Ischämie oder Hautschädigungen, führen. Zudem kann die Kommunikation über Schmerzen oder Wundprobleme erschwert sein, insbesondere bei Menschen mit kognitiven oder sprachlichen Beeinträchtigungen. Hier setzt das spezialisierte Wundmanagement an, das nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch die individuelle Betreuung und Beobachtung sicherstellt. Dazu gehört nicht nur die Behandlung bestehender Wunden, sondern auch die Umsetzung präventiver Maßnahmen: Regelmäßiges Umlagern, sorgfältige Hautpflege und der Einsatz von Druckentlastungssystemen können das Risiko für Wunden erheblich senken. Wichtig im Wundmanagement ist außerdem die enge Zusammenarbeit mit Ärzt*innen, Pflegekräften, Angehörigen und natürlich auch mit den Klient*innen selbst.

Weiterbildung zum Wundmanager: Was wird vermittelt?

Wer sich im Wundmanagement spezialisieren möchte, muss dafür eine Weiterbildung absolvieren. Voraussetzung dafür ist eine abgeschlossene Ausbildung im Pflegebereich oder eine verwandte Ausbildung im Gesundheitswesen. Die Weiterbildung vermittelt fundiertes Wissen und praktische Fähigkeiten, die für eine professionelle Wundversorgung unerlässlich sind. Dazu werden zahlreiche Inhalte abgedeckt, die je nach Ausbildungsanbieter variieren können. Zu den wichtigsten Kompetenzen der Weiterbildung gehören etwa:

 

  • Wundentstehung
  • Risikofaktoren
  • Wundbeurteilung und -dokumentation
  • Wundreinigung
  • Versorgungstechniken
  • Schmerzlinderung
  • Hygienestandards
  • Desinfektion
  • Heilförderung
  • Evaluation angewandter Maßnahmen
  • Beratung von Klient*innen und Angehörigen
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit

 

Die Ausbildungsdauer kann je nach Anbieter zwischen wenigen Wochen und zwölf Monaten betragen. Neben der Theorie wird in der Weiterbildung auch großer Wert auf praxisorientiertes Lernen gelegt. Zumeist ist dafür eine Hospitation vorgesehen, um die theoretisch erlernten Weiterbildungsinhalte praktisch umzusetzen. In der Regel muss anschließend an den Hospitationseinsatz ein Abschlussbericht verfasst werden. Außerdem ist eine Abschlussprüfung vorgesehen. Besteht man diese erfolgreich, darf man offiziell die Berufsbezeichnung Wundexpert*in ICW oder Wundmanager*in ICW tragen. Die beiden Titel sind als Synonyme zu verstehen, es gibt keine Unterschiede im Berufsbild. Nicht alle Weiterbildungen führen allerdings zu einem ICW-Zertifikat (Initiative Chronische Wunden e.V.) Dieses verbessert jedoch die beruflichen Perspektiven als Wundmanager*in und sollte deshalb Teil des gewählten Weiterbildungsgangs sein.

Berufliche Perspektiven für Wundmanager*innen

Die Weiterbildung im Wundmanagement eröffnet vielfältige berufliche Perspektiven, besonders in der Behindertenhilfe. Wundmanager*innen sind stark gefragt, da sie durch ihre Spezialisierung die Betreuungsqualität von Menschen mit Behinderung erheblich verbessern. Die Fachkompetenz in der Wundversorgung trägt dazu bei, die Heilung zu fördern, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern

Fazit: Wundmanagement für mehr Lebensqualität

Die Weiterbildung zum Wundmanager ist eine wertvolle Qualifikation. Gerade in der Behindertenhilfe ist der ganzheitliche Ansatz des Wundmanagements wichtig: Die Berücksichtigung der psychischen und körperlichen Verfassung der Betroffenen, die Förderung der Lebensqualität und die langfristige Wundversorgung spielen eine zentrale Rolle. Durch gezieltes Wundmanagement können schwere Komplikationen vermieden und die Selbstständigkeit der Betroffenen gesteigert werden. Der Bedarf an qualifizierten Wundmanager*innen wächst stetig. Auch bei der Sozialagentur Konkret fördern wir unsere Mitarbeitenden gerne, die sich für diese Weiterbildung interessieren.

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