24h-Pflege: Vorteile und Leistungen auf einen Blick

22. Juli 2025

Wenn geliebte Angehörige pflegebedürftig werden, steht für viele Familien der Wunsch im Vordergrund, dass die Betroffenen so lange wie möglich in ihrem vertrauten Zuhause bleiben können. Doch die tägliche Pflege rund um die Uhr kann Angehörige schnell an ihre Grenzen bringen. Schließlich gehen viele selbst einer beruflichen Tätigkeit nach, haben Kinder oder andere Verpflichtungen. Hier bietet die 24h-Pflege, auch bekannt als „Rund-um-die-Uhr-Betreuung“, eine gute Alternative zum Umzug in ein Pflegeheim. Diese besondere Betreuungsform stellt nicht nur eine lückenlose Versorgung sicher, sondern fördert auch die Lebensqualität und Selbstständigkeit der Betroffenen. In diesem Beitrag erklären wir das Konzept der 24h-Pflege, beleuchten ihre Vorteile und erläutern die verschiedenen Anstellungs- und Finanzierungsmöglichkeiten.

Was ist 24h-Pflege? 

Die 24h-Pflege bezeichnet ein Betreuungsmodell, bei dem eine Betreuungskraft direkt im Haushalt der pflegebedürftigen Person lebt. Sie ist somit rund um die Uhr anwesend und kann bei Bedarf immer unterstützen. Meist handelt es sich hierbei um eine Hilfskraft aus Osteuropa ohne pflegerische Ausbildung. Sie übernimmt Aufgaben im Haushalt, begleitet im Alltag und unterstützt bei der Grundpflege. In anderen Worten: Die Betreuungskraft übernimmt alle Aufgaben, die typischerweise auch pflegende Angehörige durchführen.


Es ist wichtig zu verstehen, dass "24h" nicht bedeutet, dass die Pflegekraft tatsächlich 24 Stunden am Tag arbeitet. Dies verbietet das deutsche Arbeitszeitgesetz. Der Begriff 24h-Pflege versinnbildlicht vielmehr die Tatsache, dass die Pflegekraft im selben Haushalt lebt und neben ihrer Kernarbeitszeit auch eine Rufbereitschaft rund um die Uhr übernehmen kann. Auch die Bereitschaftszeiten zählen als Arbeitszeit und müssen vergütet werden.



Im Gegensatz zu einem ambulanten Pflegedienst bietet die 24h-Pflege eine kontinuierliche Unterstützung, die sich flexibel an den Tagesablauf und die individuellen Bedürfnisse anpasst. Auch zum Pflegeheim stellt dieses Modell eine klare Alternative dar, da der pflegebedürftige Mensch in seiner vertrauten Umgebung verbleiben kann.

Hinweis: Der Begriff “Pflegekraft”

Im Zusammenhang mit der 24h-Pflege zuhause fällt oft die Bezeichnung Pflegekraft. Da das irreführend sein kann, wollen wir klarstellen: Die zumeist osteuropäischen Kräfte sind in der Regel keine examinierten Pflegefachkräfte. Vielmehr sind sie als Betreuungskräfte oder Pflegehilfskräfte zu verstehen. Dennoch unterstützen sie bei der Grundpflege, für die keine spezifische Ausbildung notwendig ist. Deshalb hat sich der Begriff “Pflegekraft” etabliert.

Welche Leistungen umfasst die 24h-Pflege?

Die Leistungen im Rahmen der 24h-Pflege sind vielfältig und decken einen Großteil der alltäglichen Bedürfnisse ab, die im Haushalt und bei der persönlichen Versorgung anfallen:


  • Grundpflege: Hierzu gehört die Unterstützung bei der täglichen Körperpflege (Waschen, Duschen, Baden), Hilfe bei der Ausscheidung, Hilfe beim An- und Auskleiden, Unterstützung bei der Mobilität (Aufstehen, Gehen, Transfer vom Bett in den Rollstuhl) sowie die Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme.
  • Haushalt: Die 24h-Kraft kümmert sich um alle anfallenden Aufgaben im Haushalt. Dazu zählen etwa das Einkaufen von Lebensmitteln und anderen Notwendigkeiten, das Kochen frischer Mahlzeiten, das Reinigen der Wohnung, das Waschen und Bügeln der Wäsche sowie die Müllentsorgung.
  • Betreuung: Ein wichtiger Aspekt der 24h-Pflege ist die soziale Betreuung. Die Betreuungskraft leistet Gesellschaft, begleitet auf Spaziergängen, liest vor, spielt Gesellschaftsspiele oder begleitet zu Arztterminen und Freizeitaktivitäten. So fördert sie die geistige und körperliche Aktivität und beugt Einsamkeit vor.
  • Assistenz: Wenn Unterstützung am Arbeitsplatz, in der Schule oder an der Universität notwendig ist, kann die 24h-Kraft auch diese Tätigkeiten durchführen.
  • Rufbereitschaft: Auch nachts ist die Pflegekraft anwesend und kann bei Bedarf schnell reagieren, sei es für nächtliche Toilettengänge, die Gabe von Medikamenten oder im Falle eines plötzlichen Notfalls.


Beachten Sie, dass die 24h-Pflege keine medizinische Behandlungspflege umfasst. Tätigkeiten wie das Verabreichen von Spritzen, die Wundversorgung, das Legen von Verbänden oder die Medikamentengabe nach ärztlicher Anweisung müssen weiterhin von einer examinierten Pflegefachkraft erbracht werden. Sollte dies notwendig sein, kann zusätzlich unser ambulanter Pflegedienst beauftragt werden.

Wichtig: Leben mit einer 24h-Kraft

Wenn Sie eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung engagieren, sollten Sie für das Zusammenleben einiges beachten. Beispielsweise ist es von großer Bedeutung, dass die Pflegekraft ein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt bekommt, um ihre Privatsphäre zu wahren. Weitere Tipps für das Zusammenleben haben wir Ihnen in diesem Blogbeitrag zusammengestellt.

Welche Vorteile bringt 24h-Pflege?

Die Entscheidung für eine 24h-Pflege bringt eine Reihe signifikanter Vorteile mit sich, die sie für viele Familien zu einer bevorzugten Lösung machen:


  • Verbleib im eigenen Zuhause: Dies ist zweifellos der größte und wichtigste Vorteil. Der Erhalt des gewohnten Umfelds, der Privatsphäre und der persönlichen Gegenstände trägt zum Wohlbefinden und zur emotionalen Stabilität bei. Gerade bei Menschen mit Demenz kann das Verbleiben in der vertrauten Umgebung Desorientierung und Ängste reduzieren.
  • Individuelle Betreuung: In der 24h-Pflege konzentriert sich die Betreuungskraft ausschließlich auf die Bedürfnisse einer Person. Dies ermöglicht eine sehr persönliche, auf den individuellen Rhythmus zugeschnittene Pflege und Betreuung. Der Tagesablauf kann flexibel gestaltet werden.
  • Erhalt der Selbstständigkeit: Die Betreuungskraft unterstützt genau dort, wo es nötig ist, fördert aber gleichzeitig die Eigenständigkeit der pflegebedürftigen Person. Sie kann motivieren, assistieren und anleiten, ohne zu bevormunden. Das stärkt das Selbstwertgefühl und erhält vorhandene Fähigkeiten.
  • Sicherheit und Geborgenheit: Die ständige Präsenz einer Ansprechperson rund um die Uhr gibt sowohl dem Pflegebedürftigen als auch den Angehörigen ein hohes Maß an Sicherheit. Im Notfall kann sofort reagiert werden, was gerade nachts oder bei Stürzen von unschätzbarem Wert ist.
  • Soziale Aspekte: Durch das Zusammenleben entwickelt sich oft eine vertrauensvolle und persönliche Beziehung zur Betreuungskraft. Dies beugt Isolation vor und ermöglicht soziale Interaktion im eigenen Zuhause, was für die psychische Gesundheit von großer Bedeutung ist.
  • Entlastung der Angehörigen: Für pflegende Angehörige bedeutet die 24h-Pflege eine enorme Entlastung. Sie müssen nicht mehr die gesamte Pflegeverantwortung tragen. Dies reduziert Stress, beugt Überforderung vor und ermöglicht es den Angehörigen, ihre eigenen sozialen Kontakte und Interessen wieder zu pflegen.

Anstellungsarten in der 24h-Pflege: Diese drei Wege gibt es

Rechtlich handelt es sich bei den 24h-Betreuungskräften meist um Kräfte aus dem europäischen Ausland. Diese sind bei einem ausländischen Unternehmen angestellt und werden über eine sogenannte A1-Bescheinigung legal nach Deutschland entsendet. Die 24h-Pflege kann auf unterschiedliche Weise organisiert werden:


  • Das Entsendemodell: Dies ist die am weitesten verbreitete und rechtlich sicherste Form. Die Betreuungskräfte sind bei einem ausländischen Dienstleistungsunternehmen (meist aus osteuropäischen Ländern) angestellt. Dieses Unternehmen entsendet die Kräfte mit einer A1-Bescheinigung. Diese bestätigt, dass die Pflegekraft im Heimatland sozialversichert ist und somit legal in Deutschland arbeiten darf. Über eine deutsche Vermittlungsagentur können Sie die Pflegekraft engagieren. Sie agieren dabei als Auftraggeber und müssen sich um keine rechtlichen Pflichten (Vertrag, Sozialversicherung, Steuern) kümmern.
  • Selbstständigkeit der Pflegekraft: In diesem Modell arbeitet die Pflegekraft als Gewerbetreibende und stellt Ihnen ihre Leistungen in Rechnung. Für Sie als Auftraggeber entsteht ein hoher Organisationsaufwand, da Sie sich um Verträge, Rechnungsprüfung und die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen kümmern müssen. Zudem besteht das Risiko der Scheinselbstständigkeit. Dies kann zu Nachforderungen von Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern führen.
  • Direktanstellung der Pflegekraft: Bei diesem Modell agieren Sie als Arbeitgeber, d. h. Sie stellen die Betreuungskraft direkt an. Damit haben Sie natürlich alle Arbeitgeberpflichten: Lohnabrechnung, Abführung von Sozialabgaben, Einhaltung des Mindestlohns, Urlaubsanspruch, Kündigungsschutz und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dies ist in der Regel die teuerste Option und erfordert Wissen im Arbeitsrecht.

Ihr Vorteil bei der Sozialagentur Konkret

Wir arbeiten nach dem Entsendemodell und kooperieren dabei mit führenden europäischen Partnerfirmen, die alle ISO-zertifiziert sind. Dies gewährleistet eine sehr gute Qualität und vor allem Kontinuität. Wir erstellen für Sie eine individuelle Bedarfsanalyse und wählen eine passende Betreuungskraft aus. Für die 24h-Pflege bieten wir ein attraktives Pauschalangebot.

Wer übernimmt die Kosten für eine Pflegekraft zu Hause?

Die Kosten für 24h-Pflege können je nach Modell, Qualifikation der Betreuungskraft, Sprachkenntnissen und Agentur variieren. Typischerweise liegen sie zwischen 2.500 und 3.500 Euro pro Monat, wobei das Entsendemodell am günstigsten ist. Diese Kosten werden in der Regel nicht vollständig von der Pflegeversicherung übernommen, können aber durch die Kombination verschiedener Leistungen erheblich reduziert werden. Nutzen Sie dafür folgenden Leistungen der Pflegekasse:


  • Pflegegeld: Wenn Sie zuhause von einer 24h-Betreuungskraft gepflegt werden, steht Ihnen Pflegegeld zu. Die Höhe des Pflegegeldes richtet sich nach dem festgestellten Pflegegrad und kann zur Bezahlung der Betreuungskraft eingesetzt werden.
  • Verhinderungs- und Kurzzeitpflege: Seit Juli 2025 gibt es ein gemeinsames Budget für Verhinderungs- und Kurzzeitpflege. Dieses liegt pro Jahr bei 3.539 Euro und kann auch für die Finanzierung der 24h-Pflege eingesetzt werden.
  • Entlastungsbetrag: Pflegebedürftigen ab Pflegegrad 1 steht ein monatlicher Entlastungsbetrag von 131 Euro zu. Dieser Betrag ist zweckgebunden für anerkannte Entlastungsleistungen, zu denen unter bestimmten Umständen auch Betreuungsleistungen der 24h-Pflege zählen können.
  • Sachleistungen: Wenn Sie zusätzlich die Leistungen eines ambulanten Pflegedienstes in Anspruch nehmen, können Sie das Pflegegeld mit Sachleistungen kombinieren (Kombinationsleistung).
  •  Steuervergünstigungen: Die Kosten für haushaltsnahe Dienstleistungen (einschließlich der 24h-Pflege) können unter bestimmten Voraussetzungen steuerlich absetzbar sein. Es empfiehlt sich, hierzu eine Steuerberatung zu konsultieren.

Fazit: Eine Alternative für ein Leben zu Hause

Die 24h-Pflege ist eine persönliche und flexible Lösung, die es pflegebedürftigen Menschen ermöglicht, in ihrem Zuhause zu bleiben und dort eine individuelle Betreuung rund um die Uhr zu erhalten. Sie stellt eine beliebte Alternative zu stationären Einrichtungen dar und kann die Lebensqualität der Betroffenen verbessern sowie Angehörige entlasten. Durch die Kombination verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten der Pflegeversicherung und die Wahl des passenden Anstellungsmodells lässt sich diese Form der Betreuung realisieren. Es ist ein Angebot, das die Bedeutung einer würdevollen Pflege zu Hause unterstreicht.

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