Disability Pride Month: Ein Monat im Zeichen von Behinderungen
Der Juli ist ein besonderer Monat: Der Disability Pride Month wird gefeiert. Dieser Sommermonat steht im Zeichen der Sichtbarkeit, des Stolzes und der Feier der Vielfalt von Menschen mit Behinderungen. Es geht darum, die eigene Identität zu bejahen, Stereotypen aufzubrechen, auf Barrieren aufmerksam zu machen und für eine wirklich inklusive Gesellschaft einzustehen. Während das Konzept in den USA bereits etabliert ist, gewinnt der Disability Pride Month auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Er ist eine wichtige Erinnerung daran, dass Behinderungen ein Teil menschlicher Vielfalt sind und kein Grund für Scham oder Ausgrenzung.
Was ist der Disability Pride Month?
Der Disability Pride Month hat seine Wurzeln in den USA. Im Juli 1990 machten sich zahlreiche Aktivist*innen auf dem Weg zum Kapitol in Washington D.C. Trotz ihrer Behinderungen erklommen sie die Treppen und erregten mit dieser Aktion viel Aufmerksamkeit, auch weil sie den damaligen Präsidenten George H. W. Bush zur Unterzeichnung des „Americans with Disabilities Act“ (ADA) drängte. Dieses Bürgerrechtsgesetz wurde im Anschluss an die Protestaktion am 26. Juli 1990 verabschiedet und stellt bis heute einen Meilenstein der Inklusion dar.
Seither werden im Juli folgende Kernideen der Disability Pride gefeiert:
- Stolz auf die eigene Identität: Es geht darum, Behinderung nicht als Defizit, sondern als einen Teil der eigenen Identität zu sehen, der mit Stolz getragen werden kann. Es ist eine Abkehr von Mitleid und Stigmatisierung hin zu (Selbst-)Akzeptanz.
- Sichtbarkeit schaffen: Der Monat soll Menschen mit Behinderungen und ihre Anliegen in den Vordergrund rücken, um auf ihre Rechte, ihre Erfahrungen und ihre Beiträge zur Gesellschaft aufmerksam zu machen.
- Feier der Vielfalt: Behinderung ist vielfältig. Der Disability Pride Month feiert diese Diversität und die unterschiedlichen Lebensrealitäten innerhalb der Community.
Es gibt übrigens auch eine Disability Pride Flagge, die als wichtiges Symbol dient. Ihre Farben und das Zickzack-Muster symbolisieren die Vielfalt der Behinderungen und die Hindernisse, die überwunden werden müssen. Jeder der fünf Farben ist eine andere Form von Behinderung zugewiesen:
- Rot = körperliche Behinderungen
- Gelb = Lernschwierigkeiten, kognitive Behinderungen und Neurodivergenz
- Weiß = unsichtbare und undiagnostizierte Behinderungen
- Blau = psychische Erkrankungen
- Grün = Sinnesbehinderungen
Der Hintergrund der Flagge ist dunkelgrau und erinnert an Menschen mit Behinderungen, die Opfer von ableistischer Gewalt geworden sind. Außerdem symbolisiert der Hintergrund Rebellion.
Disability Pride in Deutschland – Eine wachsende Bewegung
Auch in Deutschland gewinnt der Disability Pride Month zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Organisationen, Aktivist*innen und Einzelpersonen nutzen den Juli, um auf die Themen der Bewegung aufmerksam zu machen und die Botschaft zu verbreiten: Durch Aktionen, Veranstaltungen und Kampagnen in sozialen Medien kann das Bewusstsein für die Anliegen von Menschen mit Behinderungen geschärft werden. Vor allem die jährliche Disability Pride Parade in Berlin stellt seit 2013 den Fokus dieses besonderen Monats dar. Während der Parade gibt es verschiedene Redebeiträge, Musik und auch eine Preisverleihung. Das Kollektiv, welches die Veranstaltung organisiert, arbeitet zudem jedes Jahr einen Forderungskatalog aus, in dem die wichtigsten Punkte für mehr Inklusion und Solidarität festgehalten werden.
Generell dient der Juli als Anlass, über den Stand der Inklusion in Deutschland zu diskutieren und auf bestehende Barrieren – sei es in der physischen Umwelt, in der Kommunikation oder in den Köpfen unserer Gesellschaft – hinzuweisen. Somit fördert der Disability Pride Month die Vernetzung innerhalb der Community und stärkt das Gefühl der Zusammengehörigkeit und des gemeinsamen Handelns.
Warum ist Disability Pride wichtig?
Der Disability Pride Month ist mehr als nur ein symbolischer Akt. Er hat eine tiefgreifende Bedeutung für die Gesellschaft und für jeden Einzelnen. Er tritt aktiv dem Ableismus entgegen – der Diskriminierung und sozialen Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen. Indem Stolz und Selbstbewusstsein gefördert werden, wird die Vorstellung infrage gestellt, dass Behinderung ein Makel sei. Stattdessen unterstreicht der Monat das Recht auf Selbstbestimmung und die Notwendigkeit, dass Menschen mit Behinderungen die volle Kontrolle über ihr eigenes Leben und ihre Entscheidungen haben. Durch Sichtbarkeit und Aufklärung trägt der Disability Pride Month dazu bei, Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen und ein besseres Verständnis für die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Er zeigt, dass Menschen mit Behinderungen leistungsfähig, kreativ und vielfältig sind. In politischer Hinsicht erinnert der Disability Pride Month daran, dass die Rechte von Menschen mit Behinderungen, wie sie in der UN-Behindertenrechtskonvention verankert sind, umfassend umgesetzt werden müssen.
Fazit: Barrieren abbauen, Rechte stärken
Der Disability Pride Month ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft. Er erinnert daran, dass Behinderung ein integraler Bestandteil menschlicher Vielfalt ist. Indem wir als Gesellschaft Sichtbarkeit schaffen, Stereotypen hinterfragen und uns für die Rechte von Menschen mit Behinderungen einsetzen, tragen wir dazu bei, eine Welt zu gestalten, in der jeder Mensch ohne Barrieren leben kann. Natürlich gilt aber: Ein Monat im Zeichen von Menschen mit Behinderungen reicht für echte Inklusion nicht aus. Vielmehr sollte uns der Juli daran erinnern, uns auch die restlichen elf Monate für eine Gesellschaft einzusetzen, in der Vielfalt als Bereicherung betrachtet wird.