Rückenschonendes Arbeiten - Tipps gegen Rückenprobleme in der Pflege

Okt. 25, 2022

In der Pflege kümmern wir uns um alte und kranke Menschen. Dabei können verschiedenste Krankheitsbilder zu einer Pflegebedürftigkeit führen. In den allermeisten Fällen geht diese jedoch mit einer mehr oder minder starken körperlichen Einschränkung einher. Pflegekräfte sind deshalb in ihrem Arbeitsalltag physisch sehr gefordert. Manch einer klagt nach einer Weile über Rückenschmerzen, Hexenschuss oder Probleme mit den Bandscheiben. Natürlich ist es aber nicht Sinn der Sache, dass Ihre eigene Gesundheit unter der körperlichen Belastung leidet. Mit passenden Hilfsmitteln und den richtigen Techniken lassen sich Rückenprobleme in der Pflege sehr gut vermeiden.

Warum kommt es in der Pflege zu Rückenproblemen?

Viele pflegebedürftige Menschen leiden unter Bewegungseinschränkungen, einige sind gar bettlägerig. Sie brauchen Ihre Hilfe etwa beim Aufstehen, Hinsetzen, Positionieren oder auch einfach ganz allgemein bei der Fortbewegung. Tätigkeiten wie das Umbetten oder Heben von Kund*innen gehören deshalb ganz selbstverständlich zur Pflege dazu. Pflegekräfte müssen aber nicht nur das Körpergewicht der ihnen anvertrauten Menschen stemmen können, auch gebeugtes Arbeiten ist in vielen Situationen der Regelfall. All das sind natürlich körperliche Beanspruchungen. Nun handelt es sich dabei aber nicht um Gelegenheitsarbeiten, vielmehr gehören sie zum täglichen Geschäft. Geht man nicht vorsichtig genug vor, kann es auf Dauer zu Muskel- und Skelettverletzungen kommen. Denn Rückenprobleme in der Pflege lassen sich zumeist auf Fehlbelastungen während der Arbeit zurückführen. Richtiges Heben, Tragen und Bewegen will also gelernt sein.

Wie arbeite ich rückenschonend in der Pflege?

Auf jeden Fall ist, wie so oft, Prävention das beste Mittel. Rückenprobleme lassen sich verhindern, indem Pflegekräfte gezielt Fehlbelastungen im Arbeitsalltag vermeiden. Dafür sollten unbedingt spezielle Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Ein Haltegürtel beispielsweise erleichtert das Halten und Führen der Kundin bzw. des Kunden beim Aufstehen und Umsetzen. Auch ein Rollbrett oder eine Gleitmatte ermöglichen ein möglichst rückenschonendes Umlagern. Achten Sie bei der Arbeit am Pflegebett unbedingt auch auf die passende Höhe, d. h. die obere Kante der Matratze sollte unterhalb der Leiste stehen. Darüber hinaus befolgen Sie am besten aber auch ganz grundlegende Prinzipien für rückenschonendes Arbeiten. Vermeiden Sie auf jeden Fall gebeugte Haltungen. Nicht nur ermüdet beim Stehen und Sitzen in gebeugter Haltung die Rückenmuskulatur. Auch werden dadurch die Bandscheiben keilförmig verformt. Das belastet nicht nur die Wirbelsäule selbst, sondern auch die Verdauungsorgane und die Atmung. Eine gerade, aufrechte Haltung wirkt dem entgegen. Das können und sollten Sie durch bequeme, rutschfeste Schuhe unterstützen. Lassen Sie sich dazu am besten in einem Fachgeschäft beraten.


Aber auch bei Hebetätigkeiten kommt es auf die richtige Technik an. Arbeiten Sie deshalb immer nach folgender Checkliste:

 

  • Nehmen Sie zu Beginn die richtige Ausgangsposition ein. Bringen Sie dafür die Beine in Grätsch- oder Schrittstellung, wobei die Fußspitzen nach vorne zeigen und die komplette Fußsohle den Boden berührt. Das gibt Ihnen Stabilität.
  • Gehen Sie in die Hocke und nutzen Sie zum Anheben die Kraft aus Ihren Armen und Beinen, keinesfalls aus dem Rücken. Gehen Sie dabei außerdem langsam und behutsam vor.
  • Die Last wird sodann von den Beinen her durch allmähliches Strecken der Fuß-, Knie- und Hüftgelenke angehoben. Halten Sie dabei den Rücken gerade und führen Sie das Gewicht nah am Körper.
  • Spannen Sie während der gesamten Belastung die Rücken- und Bauchmuskulatur an und halten Sie den Rücken weiterhin gerade.
  • Achten Sie auf die richtige Atmung. Bei einer kurzen Belastung sollten Sie vorher ein- und währenddessen ausatmen. Bei einer länger andauernden Belastung atmen Sie einfach ruhig und regelmäßig weiter.
  • Vermeiden Sie ruckartige Bewegungen und Dehnungen der Wirbelsäule. Wenn Sie sich drehen müssen, machen Sie lieber kleine Schritte in die gewünschte Richtung und halte Sie dabei den Oberkörper gerade.


Natürlich hilft es auch viel, wenn Sie Ihre Rückenmuskulatur gezielt kräftigen. Regelmäßige Bewegung in der Freizeit kann helfen, Rückenschmerzen zu vermeiden oder zu lindern. Gehen Sie beispielsweise mehrmals in der Woche spazieren, machen Sie Sport oder trainieren Sie durch spezielle Übungen Ihren Rücken. Speziell für Pflegekräfte wie Sie lohnt sich außerdem die Auseinandersetzung mit Kinästhetik. So lernen Sie, wie Sie Pflegehandlungen mit wenig Kraftaufwand durchführen und dabei gleichzeitig die Mobilität bzw. die Gesundheit der Klient*innen fördern können. Darüber hinaus stärken eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Zeit für Entspannung Ihr allgemeines Wohlbefinden. Auch das ist wichtig, damit die Muskulatur fit und belastbar bleibt.

Fazit: Ihr Eigenschutz ist wichtig

Rückenprobleme in der Pflege müssen nicht sein. Schließlich ist niemandem geholfen, wenn bei all dem herzensguten Einsatz für hilfsbedürftige Menschen Ihre eigene Gesundheit leidet. Auch wenn in der Pflege immer die ein oder andere körperlich belastende Aufgabe zu meistern sein wird, lässt sich mit Hilfsmitteln und der richtigen Technik so einiges ausrichten. Denken Sie deshalb jeden Tag daran, möglichst rückenschonend zu arbeiten und lassen Sie es erst gar nicht zu Rücken- und Gelenkschmerzen kommen. Ebenso können Sie in Ihrer Freizeit viel Gutes für Ihren Rücken tun. Als Arbeitgeber unterstützt Sie die Sozialagentur Konkret selbstverständlich nach Kräften, damit Ihr Rücken gesund bleibt.

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