Lippenlesen ist eine Fähigkeit, die vor allem Menschen mit Hörbehinderungen nutzen, um sich in einer Welt der Hörenden zu orientieren. Doch wie funktioniert Lippenlesen eigentlich und ist es wirklich so effektiv, wie manche glauben? In diesem Blogbeitrag wollen wir der Sache auf den Grund gehen und uns die Möglichkeiten und Grenzen des Lippenlesens näher ansehen.
Lippenlesen basiert auf der visuellen Wahrnehmung der Lippenbewegungen einer sprechenden Person. Es ist ein komplexer Prozess, bei dem der Beobachter versucht, aus den Mundbewegungen auf die gesprochenen Worte zu schließen. Allerdings ist dies nicht so einfach, wie es klingt. Denn für die korrekte Deutung muss das Mundbild gelesen werden, das sich aus der Stellung des unteren Mundbereichs, der Lippen und des beim Sprechen sichtbaren Teils der Zunge zusammensetzt. Dabei sind in der deutschen Sprache nur etwa 15% der Laute eindeutig am Mundbild erkennbar. Wörter wie "Mutter" und "Butter" können leicht verwechselt werden, da sie ähnliche Mundbewegungen erfordern. Aus diesem Grund wird Lippenlesen häufig auch eher als "Absehen vom Mund" bezeichnet, da man gesprochene Sprache nicht tatsächlich derart ablesen kann wie einen geschriebenen Text.
Wie Sie sich nun vielleicht schon denken, liegen die Grenzen des Lippenlesens in seiner Ungenauigkeit. Da nur ein Bruchteil der Wörter eindeutig abgelesen werden kann, ist der Rest eine Kombination aus Kontextverständnis, Kombinationsgabe und Erfahrung. Selbst unter idealen Bedingungen, wie bei professionell gesprochenen Nachrichten, ist es unmöglich, alles allein durch Lippenlesen zu verstehen. Darüber hinaus erschweren sprachliche Besonderheiten wie Ticks, Murmeln und Dialekte das Absehen der gesprochenen Informationen. In Gruppensituationen, wo Themen schnell wechseln und mehrere Personen gleichzeitig sprechen, wird Lippenlesen nahezu unmöglich.
Für Menschen mit Hörbehinderung ist das Lippenlesen eine tägliche Herausforderung. Sie müssen aus den wenigen eindeutigen visuellen Informationen Sinnzusammenhänge konstruieren, was eine hohe Konzentration und Übertragungsleistung erfordert. Der Erfolg des Lippenlesens hängt stark vom Kontext ab. Ist das Thema bekannt, steigt die Trefferquote, bleibt aber dennoch weit unter 50%. Trotzdem kann das Absehen von den Lippen andere Methoden wie die Gebärdensprache sinnvoll ergänzen. Lippenlesen ist also kein alleiniges Werkzeug, sondern vielmehr ein ergänzender Teil der Kommunikation.
Das Erlernen des Lippenlesens erfordert Übung und Geduld. Es ist hilfreich, mit klaren, langsamen Gesprächen zu beginnen und sich allmählich zu komplexeren Situationen vorzuarbeiten. Wichtig ist auch das Verständnis, dass Lippenlesen durch weitere Informationen ergänzt werden muss. An dieser Stelle ein paar Tipps:
Lippenlesen ist eine beeindruckende Fähigkeit, die vor allem für Menschen mit Hörbehinderungen als Kommunikationshilfe von Bedeutung ist. Es ermöglicht ihnen, besser an einer hörenden Welt teilzuhaben. Allerdings ist es wichtig zu verstehen, dass Lippenlesen seine Grenzen hat und nicht als alleiniges Mittel zum Austausch ausreicht. Es ist eine Ergänzung und kein Ersatz für andere Formen der Kommunikation, wie die Gebärdensprache oder die Schrift. Trotz seiner Grenzen bleibt Lippenlesen ein faszinierender und wertvoller Aspekt der nonverbalen Kommunikation.
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