Reha-Ausbildung - Berufsausbildung für Menschen mit Behinderung

19. Juli 2022

„Gleiche Chancen für alle.” Diesen Satz hört man gerade im Zusammenhang mit Bildungsgerechtigkeit immer wieder. Alle Menschen haben ein Recht auf Bildung, jeder von uns soll seine beruflichen Ziele verwirklichen können. Aber manchmal ist das gar nicht so leicht. Vor allem junge Menschen mit körperlicher, geistiger oder seelischer Beeinträchtigung können davon ein Lied singen. Dabei ist doch gerade eine abgeschlossene Berufsausbildung der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Eine rehabilitationsspezifische Ausbildung (kurz: Reha-Ausbildung) bietet jungen Menschen mit Behinderung die notwendige Unterstützung für eine erfolgreiche Eingliederung auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Was ist eine Reha-Ausbildung?

Eine Reha-Ausbildung ist eine Ausbildung für junge Menschen mit Förderbedarf, die zwar für einen Ausbildungsberuf geeignet sind, aber aufgrund ihrer Behinderung Hilfe beim Erreichen der Lernziele benötigen. Sie sollen so einen qualifizierten Ausbildungsabschluss erlangen. Das übergeordnete Ziel ist es, Menschen mit Handicap durch einen anerkannten Berufsabschluss eine stabile Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt und damit Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Selbstverständlich werden dabei die persönlichen Interessen und Fähigkeiten größtmöglich berücksichtigt. Erlernt werden können Lehrberufe aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern wie Wirtschaft, Verwaltung, Handwerk, Gastronomie, Landwirtschaft oder auch Logistik.

Welche Voraussetzungen gelten für eine Reha-Ausbildung?

Eine Reha-Ausbildung richtet sich an junge Menschen unter 25 Jahren, die besondere Hilfestellung bei der Eingliederung in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt benötigen. Unbedingte Voraussetzung ist es außerdem, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Vollzeitschulpflicht bereits erfüllt haben. Neben diesen formalen Voraussetzungen sind für das Gelingen der Ausbildung außerdem Eigenschaften wie Motivation, Durchhaltevermögen, Einsatzbereitschaft, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit wichtig.

Wie läuft eine Reha-Ausbildung ab?

Eine Reha-Ausbildung setzt sich zusammen aus einem fachpraktischen und einem theoretischen Teil sowie umfassender sozialpädagogischer Betreuung. Auszubildende schließen dabei immer einen Vertrag mit einem Bildungsträger ab. Sie werden also nicht von einem Betrieb ausgebildet, sondern von einer speziellen Bildungseinrichtung. Es werden zwei verschiedene Modelle unterschieden:

 

  • Integrative Reha-Ausbildung: Die fachpraktische Ausbildung erfolgt in den Werkstätten bzw. Ausbildungsräumen des Bildungsträgers und wird ergänzt durch betriebliche Ausbildungsphasen in Betrieben der freien Wirtschaft. Das theoretische Wissen wird in einer berufsbildenden Förderschule/Berufsschule vermittelt. Der Bildungsträger bietet außerdem sozialpädagogische und psychologische Begleitung sowie Stütz- und Förderunterricht.

 

  • Kooperative Reha-Ausbildung: Die Vermittlung der fachpraktischen Inhalte erfolgt durch Kooperationsbetriebe auf dem ersten Arbeitsmarkt. Berufstheoretische Kenntnisse erlernen die Auszubildenden in der Berufsschule. Der Bildungsträger unterstützt mit individuellem Förderunterricht sowie sozialpädagogischer Betreuung.

 

Die Dauer einer Reha-Ausbildung beträgt in der Regel drei Jahre, auch zweijährige oder dreieinhalbjährige Ausbildungen sind möglich. Teilnehmen können Jugendliche und junge Erwachsene, die von der Agentur für Arbeit für eine Reha-Ausbildung vermittelt werden. Zuständiger Ansprechpartner hierfür ist die Berufsberatung.

Fazit: Chancengleichheit auch mit Handicap

Die Sozialagentur Konkret ist in der Behindertenhilfe aktiv und dabei spüren wir immer wieder den Wunsch unserer Klient*innen nach Teilhabe, stellvertretend für alle Menschen mit Behinderung. Wir finden, eine inklusive Ausbildung sollte eine Selbstverständlichkeit sein. So bauen wir als Gesellschaft erfolgreich vorhandene Barrieren ab und schaffen echte Chancengleichheit für alle. Eine Reha-Ausbildung ist eine gute Möglichkeit für junge Menschen mit Behinderung, um sich auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten und infolgedessen echte berufliche und soziale Integration zu erfahren. 

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